Wo gehobelt wird, da fallen Späne. Oder anders gesagt: Wo viel Obst & Gemüse gegessen wird, da fällt entsprechend viel Biomüll an. Wer daraus Humus machen will, der kann sich tierische Hilfe holen!
Kennt ihr denn schon die Wurmkiste? Sie sieht auf den ersten Blick wie ein normaler Hocker aus Holz aus, ist aber in Wahrheit viel mehr. Denn es sind bekanntlich die inneren Werte, die zählen. Im Inneren des Hockers arbeiten rund um die Uhr 500 – 2000 Kompostwürmer und machen aus Bioabfall geräusch- und geruchslos wertvollen Wurmhumus. So wird aus Abfall eine wertvolle Ressource. Das Beste daran? Sie fühlen sich auch in der Wohnung wohl – sozusagen der Komposthaufen für Menschen ohne Garten. Seit über einem Jahr sind Kompostwürmer meine fleißigen Haustiere.
Wer auf eine Lebendlieferung wartet – wie wir auf unsere neuen wurmigen Mitbewohner – der sollte natürlich persönlich anwesend sein, wenn die kleinen Tierchen geliefert werden. Die neuen Mitbewohner sollen sich schließlich von Anfang an wohl fühlen, das kann man nicht dem Nachbarn überlassen. Also habe ich mir im Frühjahr letzten Jahres einen Homeoffice-Tag gegönnt. Die Lieferung hatte sich damals kältebedingt bereits zwei Wochen verzögert – Würmer mögen es nämlich nicht zu kalt! Ihr neues Zuhause – das von mir zusammengebaute Wurmkisterl – stand bereits fertig neben der Balkontüre und wartete nur noch auf seine neuen Bewohner. Aber an diesem Tag sollte es so weit sein.
Die Reise aus Oberösterreich hatten meine neuen Schützlinge gut überstanden, waren aber zu Beginn nicht allzu aktiv in ihrem Sackerl und haben es sich eher in der Mitte der Humusmasse, in der sie ihre Reise angetreten sind, gemütlich gemacht. Zunächst noch etwas scheu, kamen sie nach kurzem, vorsichtigem Graben langsam zum Vorschein und durften schließlich ihre neue Bleibe beziehen. Vorsichtig wurden von mir die Würmchen gemeinsam mit ihrem Grundmaterial in die Wurmkiste geschüttet. Für eine leichtere Eingewöhnung habe ich die Oberfläche mit einer Mineralienmischung bestreut, sozusagen ein Festmahl zur Premiere! Die Mineralien halten nämlich den pH-Wert der Wurmkiste im neutralen Bereich und versorgen die Würmer mit allen notwendigen Stoffen!
Die nächsten Tage waren für die Würmchen leider nicht so lustig. Ich war mir zu Beginn nicht sicher, wo ich die Kiste am besten stehen lassen sollte – und verschob die Kiste immer wieder mal! Da haben sich die Würmer offensichtlich nicht mehr so ganz ausgekannt, weshalb es auch etwas länger gedauert hat, bis sie tatsächlich angefangen haben brav zu arbeiten und den Biomüll zu fressen.
Nach zwei Wochen hat dann die erste Wildtierfütterung stattgefunden. Gestartet haben wir vorsichtig mit einer dünn aufgestreuten Schicht Kaffeesatz und als „Zugabe“ grobe Stücke von Apfel- und Karottenresten. Mit dem Kaffeesatz haben wir offensichtlich ganz den Geschmack der Würmer getroffen, für die größeren Stücke der Äpfel haben sie etwas länger gebraucht und es hat sich leider darauf leichter Schimmel ausgebreitet. Aber dieses Problem konnte ich rasch in den Griff kriegen: Seitdem schneide ich immer die Abfallstücke klein auf, damit sich die Würmer gut rundherum schlängeln können. Nach der Eingewöhnungsphase von knapp einem Monat konnte ich abwechselnd immer wieder Humus und Wurmtee, eine dickliche Flüssigkeit, die ebenfalls ein sehr guter Dünger ist, ernten. Beides sammelt sich übrigens in der Auffangschale am Boden der Wurmkiste.
Je wärmer das Wetter wird, desto mehr bilden sich auch kleine Fliegen, die einem immer wieder beim Öffnen entgegenfliegen. Um sie loszuwerden, hat mir die Hanfmatte, die man sozusagen als Innendeckel auflegt, geholfen, da sie die Feuchtigkeit in der Wurmkiste reguliert und die Vermehrung der Fliegen stark einschränkt. Auch die Auffangschale regelmäßig zu leeren ist dafür wichtig. Sonst nutzen die Fliegen die nährstoffreiche Grundlage, statt der Pflanzen, für die sie ja eigentlich bestimmt ist.
Ein anderes Problem haben meine Würmer und ich außerdem erst lernen müssen, als es leider für einige von ihnen schon zu spät war: Wenn es draußen zu warm wird, brauchen es die Würmer nicht unbedingt kalt, aber jedenfalls feucht. Ansonsten beginnen sie nach unten zu graben, kommen so bis in die Auffangschale und suchen weiterhin verzweifelt einen Weg nach draußen. Wenn sie mal ausgebüxt sind, vertrocknen sie leider sehr schnell am Boden rund um die Kiste. Also unbedingt immer die Kiste feucht genug halten!
Mittlerweile haben wir uns gut eingefunden, die Fütterung läuft problemlos und auch meine Balkonpflanzen möchten den Humus und den Wurmtee der Wurmkistenbewohner nicht missen. Sie wachsen und gedeihen besser denn je und ich hatte letzten Sommer auch keine Probleme mit einem Schädlingsbefall – Wurmtee sei Dank! Und das Allerschönste – wenn ich meine Wohnung nach einem langen Arbeitstag betrete und die Augen kurz schließe, fehlt nur noch eine Brise, die mir den Geruch nach frischer Erde direkt unter die Nase trägt. Apropos Nase: Ich werde immer wieder gefragt, ob die Wurmkiste stinkt. Sie tut es nicht. Sie riecht nicht mehr als ein normale Pflanze in der Wohnung!
Zur Feier des Tages gibt es die Wurmkiste bis Ende Juli auf Regionalis in Aktion! Wer also Biomüll in den eigenen vier Wänden geruchlos zu Humus verarbeiten will, hier gibt’s die Zero Waste Alternative 🙂
Fotocredits: Raffael Stiborek & Peter Patak