Vielen von uns ist bewusst, dass Erdbeeren im Winter oder Heidelbeeren in Haselnussgröße schwer aus der Region bzw. Saison stammen können. Dennoch greifen wir hie und da zu diesen „Exoten“. Manche sind der Meinung, dieses Verhalten sei nur in „reichen“ Ländern zu beobachten. Europäische Wohlfahrtsstaaten also, Österreich inklusive. Doch ein halbwegs solider Arbeitsmarkt und ein funktionierendes Gesundheits- und Pensionssystem sind wohl kaum Grund für den Flugmango-Impulskauf. Darum wagen wir doch einmal einen Blick über den Tellerrand. Denn auch in ökonomisch schwächeren Weltteilen ist es gang und gebe, dass heimische Produkte durch Importware ersetzt werden.
Südostasien und der Apfel wären ein solches Gespann. In Laos, Myanmar und Kambodscha – Länder, in denen ich privat viel unterwegs war – will das Kernobst einfach nicht so gut gedeihen. Da es jedoch mit Prestige assoziiert wird, gibt es von Phnom Penh bis Luang Prabang kaum einen Markt, der ohne Äpfel auskommt. Doch woher kommen diese auf einmal? Frisch aus China importiert, lautet die Antwort. Dank der unverwechselbaren Plastikumhüllung sind sie leicht zu erkennen. Was uns zum nächsten Thema bringt: Das laxe Verhältnis zu Kunststoffen aller Art wird zunehmend zum Problem.
Auch in Österreich hat es lange gedauert, bis sich auf dem Sektor Verpackungsmaterial ein Mentalitätswandel vollzogen hat. Menschen in wirtschaftlich schwächeren Ländern, die bis vor drei Jahrzehnten kaum Kontakt zur industrialisierten Welt hatten, tun sich mit dem umweltbewussten Umgang mit Müll oft schwer. Achtloses Wegwerfen und Wegschauen ist hier an der Tagesordnung. Viele Menschen glauben auch heute noch, dass Plastik verrottet.
Für einen jungen Österreicher wie mich ist das schwer nachzuvollziehen. Das gesunde Verhältnis zum Behältnis – Stichwort Stoffsackerl und Markttrolleys – habe ich unbewusst bzw. nebenbei entwickelt. „Kampflos“ sozusagen. Das bewusste Ausscheren – „Was hat der da bitte am Arm?“ – hat die Vorgängergeneration erledigt. Und auf die hiesige Müllabfuhr ist Verlass. Eine grüne Insel der Seligen, könnte man schon fast behaupten.
Wenn wir Jungen verstehen wollen, warum dieser Prozess so lange dauert, hilft also ein Blick über Landesgrenzen und Kontinente. In Südostasien wissen die Verkäufer über uns „Farang“ – womit Westler mit weißer Hautfarbe gemeint sind – dass die meisten das Plastiksackerl fürchten wie der Teufel das Weihwasser. Beim „Want a plastic bag?“ quittieren viele meine abwehrende Körperhaltung mit einem geübten Lächeln. Wenn‘s hilft, dass sich der Ökogedanke dadurch einstellt, soll‘s mir auch Recht sein.
Fotocredits: Helmut Sussitz