Johannes Lerch – Schon mal was vom Taschlmacher aus Favoriten gehört?

Johannes Lerch - Der Tascherlmacher aus Wien

Falls nicht, Regionalis hat sich auf den Weg nach Wien-Favoriten gemacht um Johannes Lerch zu treffen und in das Reich seiner Tascherl einzutauchen.

Aber was macht die Tascherl von Johannes eigentlich so interessant? Nun sie sind aus einem ganz besonderen Material, einem speziellen Kunststoffvlies: es sieht aus wie Papier, greift sich an wie Papier, kann allerdings viel mehr als Papier. Denn der reißfeste und wasserfeste Stoff eignet sich ideal um Taschen, Beutel beziehungsweise Verpackung für allerhand zu fertigen. Vom Täschchen für Kleinkram, über Brillenetuis und Tabaktäschchen bis hin zum Beutelrucksack lässt die Produktpalette von Johannes Lerch keine Wünsche offen. Charakteristisch für seine Tascherl sind auch die speziellen Namen seiner Produkte: so hat er unter anderem eine Schnullergarage, das Geheimversteck, Taschen für Schminkkram oder auch das Taschentuchtäschchen „hatschi!“ im Angebot.

Wenn ich einmal groß bin werde ich der Taschlmacher… Wie ist Johannes Lerch eigentlich zum Taschlmacher geworden?

Nachdem es ja leider keine Tascherl-Akademie gibt, kam Johannes über mehrere Stationen eher zufällig auf das papierähnliche Material und in weiterer Folge auf die Idee, aus diesem Stofftascherl zu fertigen. Schon davor hatte er die notwendige Neugier und Experimentierfreudigkeit unterschiedlichste Materialien zu Verpackungen, Taschen oder ähnlichem umzufunktionieren. Über ein angefangenes Psychologiestudium und eine Kunstausbildung (zum zeitgenössischen Tänzer) hat es Johannes nach Berlin verschlagen. Um im Zuge seiner Arbeit empfindliche Schmalfilme sicher zu verpacken und zu verschicken, fielen ihm die nahezu unzerstörbaren Kuverts aus dem papierähnlichen Stoff eher zufällig in die Hand. Von Anfang an begeistert von dem Material, musste zunächst einmal recherchiert werden, wie dieser Stoff heißt, was er so alles kann und ob er wirklich nicht kaputt gehen kann. Ausgestattet mit den ersten Bögen an Material, ging es dann auch schon ans Herumexperimentieren.

 

Johannes Lerch - Herstellungsprozess seiner Tascherl

 

Kleben, nähen oder gar bedrucken? Was lässt sich mit dem besonderen Stoff so alles anstellen?

Nach der verzweifelten Suche nach einem geeignetem Tabaktascherl, hat Johannes kurzerhand sein erstes Tascherl, ganz nach seinen eigenen Wünschen, genäht. Motiviert durch mehrere „Wow wie geil, was ist denn das?“, „Wo gibt’s das?“ und „Ist das Papier, wo gibt’s denn sowas?“ gründete Johannes schlussendlich unter seinem eigenen Namen das Label, um neben seinen Freunden auch viele weitere Leute mit seinen Tascherl zu begeistern. Bei Tabaktascherl ist es dann aber doch nicht geblieben. Mit einer stetig wachsenden Palette an unterschiedlichen Taschen ging es dann auch schon wieder zurück nach Wien. Um ein ursprüngliches Hobby schlussendlich zu einem Beruf zu machen und damit seinen Traum zu verwirklichen, hat Johannes schließlich sämtliche Nebenjobs an den Nagel gehängt um wirklich 100% seiner Zeit und Energie in seine Tascherl zu investieren.

 

Schnullergarage & Geheimversteck von Johannes Lerch

 

Vom Tabaktascherl zur Mini-Wickeltasche, wie kommt Johannes auf die ganzen Ideen?

Die Kurzversion? Es ist total unterschiedlich. Einige Ideen für die verschiedenen Tascherl hatte Johannes von Anfang an im Kopf. Viele weitere Modelle, wie etwa das kleine Täschchen, das für Bankomatkarten oder auch für den guten alten Führerschein perfekt geeignet ist, sind mehr oder weniger aus dem Alltag heraus entstanden. Andere wiederum, wie beispielsweise das Täschchen für Schminkkram, durch Kundenfeedback. Ganz gleich woher die Idee schlussendlich stammt, wird erstmal ein Prototyp genäht und solange verbessert, bis Johannes auch wirklich zu 100% zufrieden damit ist. Manche Typen von Tascherl sind, so komisch das auf den ersten Blick auch erscheinen mag, saisonal, frei nach dem Motto „Es kommt der Sommer, was kann man im Sommer denn so brauchen?“.

 

Schreibkram, Kleinkram & Ganz kleiner Kleinkram Tascherl

 

Und wer hat ihm eigentlich das „Handwerk“ beigebracht?

Tja, hier kommt seine Mama ins Spiel. Dank ihr hat Johannes den geübten Umgang mit der Nähmaschine gelernt. Schon als Kind war Johannes von dieser großen, schweren und lauten Maschine, die letztendlich etwas total Feines produziert, fasziniert. Und nachdem irgendwann das Der-Mama-beim-Nähen-Zusehen zu langweilig wurde, hat er es kurzerhand selber ausprobiert und begonnen Kleinigkeiten zu nähen. Aus den Kleinigkeiten wurden dann immer größere Teile wie beispielsweise Faschingskostüme und für den Fall der Fälle, wenn es mal wirklich nicht mehr weiterging, hat ihm stets seine Mama weitergeholfen.

 

Tabaktäscheh & Co von Johannes Lerch

 

Hohe Ansprüche an das eigene Produkt und gleichzeitiges Wachstum, geht das?

Mittlerweile ist ja Johannes Dauergast auf vielen verschiedenen Fashion- und Kunsthandwerksmärkten in Österreich und auch im umliegenden Ausland. Während die Produktpalette immer größer wird und auch die Aufträge immer mehr werden, entstehen gleichzeitig neue Herausforderungen. Nachdem Johannes nach wie vor komplett alleine produziert, muss er sämtliche Produktionsschritte perfekt optimieren, um seine hohen Qualitätsansprüche auch bei den großen Mengen beizubehalten. Auch wenn es für Johannes zurzeit noch schwer vorstellbar ist, überlegt er in Zukunft vielleicht einen Teil der Vorproduktion in eine gemeinnützige Werkstätte auszulagern. Am liebsten würde er natürlicher immer alles selber machen, aber irgendwann stoßt ja jeder an seine Grenzen.

To be continued… was für die Zukunft geplant ist:

Auch in Zukunft darf sich die ständig wachsende Fangemeinde von Johannes Lerch auf neue Tascherl freuen. Während es mittlerweile bereits individualisierte Tascherl für Firmen gibt, kommen ja in Zukunft noch ganz andere Produkte. Einen Teil davon durften wir bereits live sehen, aber da wollen wir noch nicht zu viel verraten!

 

Täschchenmix von Johannes Lerch

 

Fotocredits: Johannes Lerch