Die bittere Kälte der letzten Wochen hat mich mehrmals von den angenehm warmen Frühlingsnachmittagen auf meinem Balkon träumen lassen. Mein kleiner, aber feiner Balkon ist jedes Jahr Schauplatz meiner Gärtner*innenkünste, wo ich neben Blumen auch Gemüse anpflanze. Um dem Winter jetzt endgültig adieu zu sagen, habe ich meine bewährte DIY Bewässerungsanlage “gebaut” um Paprika, mein Gemüse des Sommers 2018 😉 als Vorkultur zu ziehen.
Sobald der Winter ausklingt, findet ihr in jedem größeren Supermarkt, Baumarkt oder Gärtner / Blumenhandel eures Vertrauens eine kleine bis unendlich große Auswahl an Gemüsesamen. Wer gerne von daheim aus schmökern möchte, dem empfehlen wir die Arche Noah: hier findet ihr allerlei Bio-Saatgut und auch viele Raritäten! Auf der Rückseite der Samenpackungen findet ihr oft eine Erklärung für die beste Setzzeit eurer Samen. Meine Erfahrung sagt mir, dass März und April für Vorkulturen am geeignetsten sind. Die Vorkultur ist übrigens eine von vielen Techniken um die Aussaat zu vereinfachen und das Tolle daran ist: sie lassen sich ganz einfach bei euch am Fensterbankerl ziehen! Erst wenn eure Sprösslinge groß und stark sind, werden sie an der frischen Luft in Beete oder größere Töpfe umgesetzt, um zum prächtigen Gemüse heranwachsen, das ihr im Sommer vernaschen könnt.
Tipp: In diesem Blog Beitrag erfährt ihr, wie ihr Kräuter in Kaffeesackerln ziehen könnt – Kaffeesackerln oder auch Milchpackerln eignen sich ebenfalls hervorragend für die Vorkultur.
Die Gemüse- und / oder Blumensamen sind gekauft? Na dann kann’s ja losgehen. Nehmt die Flasche und die Ahle und dreht mit der Ahle mehrere kleine Löcher in den Verschluss. Achtung, tut euch dabei nicht weh! Ich drehe das erste Loch immer in die Mitte und drehe kreisförmig noch mehr Löcher um den Mittelpunkt. So kann man im Nachgang einen (Kreuz-)Schraubenzieher nehmen und durch das Durchdrücken des Schraubenziehers verbinden sich die Löcher zu einem großen Loch. Ob euer Loch groß genug ist, könnt ihr leicht testen – wenn ihr euer Seil durch das Loch drehen könnt, habt ihr die richtige Größe gefunden.
Am Ende sollte das ca. so aussehen:
Tipp: Der Verschluss von Vöslauer Flaschen ist relativ mühsam zu durchbohren. Beim Verschluss einer Fanta Flasche hat es bei mir leichter funktioniert, da ist die Flasche wegen der Drehung etwas unpassend. Mix and Match ist angesagt!
Um die Flasche zu zerschneiden, habe ich mir die Ahle noch einmal zu Hilfe geholt. Einfach auf ca. halber Höhe der Plastikflasche noch ein Loch bohren, damit ihr die Flasche mit der Schere gut halbieren könnt.
Der Rand der Plastikflasche kann scharf sein, schneidet euch nicht daran. Nehmt jetzt euer Seilstück und fädelt es durch den Verschluss. Ein Drittel bis ca. die Hälfte eures Seils sollte jetzt in der Flasche stecken und der Rest kann einfach raus schauen.
Um die Flasche zu befüllen, stellt ihr sie einfach mit dem Kopf nach unten (also Seil voraus) in die andere Flaschenhälfte. Erde rein, ein paar eurer Gemüsesamen dazu, mit noch etwas Erde zudecken und schon seid ihr fast fertig!
Letzter Schritt, Erde gießen und den unteren Teil der Flasche ebenfalls mit Wasser befüllen. Es kann übrigens sein, dass durch das (steife) Seil alles noch etwas wackelig ist, aber sobald das Seil vom Wasser eingeweicht ist, legt sich das. Ihr könnt natürlich immer noch ein Stück vom Seil abschneiden, aber nicht zu viel – die Erde nimmt sich über das Seil so viel Wasser wie nötig.
Tipp: Gebt nicht allzu viel Erde über die Samen, sonst dauert es länger bis sie aus der Erde raus schauen! Bei Lichtkeimern, die Samen gar nicht bedecken.
Jetzt könnt ihr eure Lieblinge aufs Fensterbankerl stellen (am besten dorthin, wo es das meiste Licht gibt – aber keine bzw. nicht zu viel direkte Sonne) und ihnen beim Wachsen zusehen. Ihr müsst die Samen nicht täglich gießen. Einfach nachsehen, wie viel Wasser noch im unteren Teil der Flasche ist und bei Bedarf auffüllen.
Das Tolle an diesem DIY Bewässerungssystem ist, dass ihr später, wenn eure Pflänzchen groß genug sind, um nach draußen zu wandern einfach nur die Flasche an den Seiten aufschneiden müsst und den ganzen Inhalt genau so wie er ist in einen Topf oder ein Beet übersiedeln könnt.
Tipp: Die Jungpflanzen anfangs nur tagsüber raus stellen, damit sie sich an die Außentemperaturen gewöhnen und keinen Sonnenbrand bekommen.
Viel Spaß beim Basteln & Gärtnern!
Fotocredits: Nicole Zaghlol