FEINER FADEN – der Name ist Programm bei Petra Mühlberger, denn sie hat sich ganz Ringerln, Garn, Wolle und Nadeln verschrieben. Warum? Die Produzentin hat eine Strickkollektion, handgefertigt aus biologisch zertifizierter Merinowolle und sich einem fast schon ausgestorbenen und traditionellen Handwerk verschrieben, den Zwirnknöpfen.
Ihr seid mit Zwirnknöpfen nicht ganz so vertraut? Keine Sorge, wir helfen euch auf die Sprünge. Die Geschichte der Zwirnknöpfe ist eine lange, denn schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts wird diese Kunst betrieben. Die Technik dahinter: Beim Zwirnknöpfeln wird ein Faden nach einem bestimmten Muster auf einen Aludichtungsring geschlagen. Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt, denn der Faden darf weder zu fest noch zu locker sitzen. Früher waren es lediglich weiße Knöpfe, die so hergestellt wurden. Das ist Petra Mühlberger aber zu langweilig gewesen: Mit ihrem Label „Feiner Faden“ bringt sie Farbe ins Leben der Knöpfe. Was früher nur Platz an Bettdecken oder Männerwesten gefunden hat, hat bei ihr längst den konventionellen Rahmen gesprengt: Ohrringe, Manschettenknöpfe, auf jeder Haube ein Zwirnknopf – kaum ein Kleidungsstück, auf dem man sich keinen Zwirnknopf vorstellen kann.
Ihre Großmutter hat bei der Gründung ihres Unternehmens im November 2014 den Anstoß zur Geschäftsidee gegeben, wie uns die Produzentin verrät. „Gestartet bin ich mit einer Strickkollektion und war für meine von Hand gefertigten Strickaccessoires aus zertifizierter Bio-Wolle auf der Suche nach dem berühmten i-Tüpfelchen. Irgendwann kam mir dann die alte Knopfschachtel meiner Großmutter in die Hände. Ich wusste sofort, DAS ist es. Einerseits als Zierknopf für die Strickprodukte, andererseits als eigenständiges Sortiment.“ Gesagt, getan. Fünf Jahre später – Zwirnknöpfe überall: ob als Ohrringe, auf einer Haube oder als Ring. Die Knöpfe bestechen durch ihre originellen Muster und schönen Farbkombinationen.
Faden, Ring, stumpfe und spitze Nadeln und eine Schere – das sind die Zutaten für einen Zwirnknopf. Die Geheimzutat lautet jedoch: Geduld. Denn diese braucht man, wenn aus dem Garn ein bunter Manschettenknopf werden soll. Wie so oft, macht auch hier Übung den Meister oder besser gesagt die Meisterin. Um sich hat Petra Mühlberger zudem viele Unterstützerinnen geschart, die ihr Business beleben. Doch wie kommt man auf die Idee, Zwirnknöpfe herzustellen?
„Wir beleben eine alte Handwerkstechnik neu und entwickeln durch raffinierte Farbgebung den schlichten Wäscheknopf zu einem edlen Schmuckknopf. Anknüpfend an die ursprüngliche Art der Herstellung werden die Knöpfe, die ein keckes, fast freches Erscheinungsbild zeigen, im Netzwerk mit anderen Frauen gefertigt“, klärt die Gründerin über ihre Motivation auf.
Wo vermutlich manch einer vor Ungeduld die Materialien an die Wand schmeißt, blüht Petra Mühlberger erst richtig auf. Sie bezeichnet das Zwirnknöpfen sogar als ihr tägliches Yoga. Für die Arbeit an ihren kleinen Kunstwerken braucht sie zum einen Kraft und Stabilität und zum anderen Gelassenheit und Entspannung, damit die Zwirnknöpfe auch wirklich so werden wie gewünscht, verrät sie uns. „Das Fertigen lässt mich als große Visionärin sehr im Moment sein, in der Gegenwart – auch das genieße ich sehr.“ Kann es etwas Schöneres geben – Arbeit weiterbringen und dabei noch in Glückseligkeit schwelgen. Das klingt für unsere Regionalis-Ohren traumhaft.
Einen besonderen Reiz macht für die Produzentin außerdem aus, dass die Grenze zwischen Mode und Kunsthandwerk verschwimmt, denn wo fängt das eine an, wo hört das andere auf? Für „Feiner Faden“, die auch für DesignerInnen produzieren oder auch shakkei im Rahmen der MQ Fashion week mit Zwirnknöpfen, Zwirnknopf-Schmuck und Strickaccessoires unterstützten, ist die gestiegene Bedeutung von altem Kunsthandwerk in der Modewelt von hoher Bedeutung. Oft glauben ihre Kunden und Kundinnen, dass die Knöpfe maschinell gefertigt werden. Einerseits ein Kompliment für die Qualität der Arbeit, aber Petra Mühlberger legt großen Wert darauf zu vermitteln, dass jeder ihrer Knöpfe handgefertigt ist. „Wenn ich dann mit den Händen in der Luft wedle, müssen alle lachen und es ist trotzdem eine wunderschöne Anerkennung“, erzählt sie mit einem Schmunzeln.
Der Produzentin ist das Arbeiten mit hochwertigen Materialien besonders wichtig. Deswegen ist die verwendete Merinowolle hochwertig und biologisch zertifiziert (GOTS), auch für Babys geeignet, das Garn für die Zwirnknöpfe wird teilweise auch händisch pflanzengefärbt. Weder Menschen noch Tiere oder die Umwelt sollen laut Petra Mühlberger zu Schaden kommen.
Mittlerweile kann die Unternehmerin auf fast stolze fünf Jahre zurückblicken – am 18. Oktober feiert FEINER FADEN 5-jähriges Jubiläum. Was sie aus der Zeit bis jetzt gelernt hat? Das Wachsen mit den Kundinnen und Kunden, wie sie uns verrät, denn die Funktion „Create your own“ im Online-Shop hat es nicht von Anfang an gegeben. Doch die Nachfrage war da und so können sich die FEINER FADEN-Fans jetzt die Farben der Strickprodukte oder Zwirnknöpfe selbst zusammenstellen.
Nicht nur bei uns auf Regionalis werden die Gesichter hinter den Produkten vorgestellt, auch bei FEINER FADEN erfährt der Kunde, wer den Knopf denn eigentlich hergestellt hat. „Unser Anliegen ist es, alte, hochwertige Handwerkskunst nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Dieses Anliegen wird mit den alten Namen, die die Produkte tragen, nochmals untermauert“, erklärt die Gründerin die Produktnamen wie POLDI, HEDI oder OTTILIE. Eine Frage haben wir aber dennoch: Was ist denn das liebste Produkt der Produzentin? Die Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen: „Mein persönliches Lieblingsprodukt sind Pulswärmer ROSY und Ohrstecker FANNY. FANNY, die wie kleine Perlen die Ohren schmücken, trage ich bei vielen Gelegenheiten, im Alltag oder auch zu festlichen Anlässen.“
FANNY, ROSY, BERNADETTE…Bei Regionalis findest du die liebevoll hergestellten Zwirnknöpfe & Accessoires von FEINER FADEN! Handgemacht in Wien versteht sich.
Fotocredits: Feiner Faden & Manfred Langer