Kellerwerk – Upcycling für Fortgeschrittene

Upcycling Kellerwerk

So gar nicht verstaubt!

Beim Namen „Kellerwerk“ kommen einem ja so manche Assoziationen: Dunkel, modrig, verstaubt und kalt vielleicht auch noch. Das alles hat so gar nichts mit den Endprodukten von Sascha Johannik und Romana Fürst zu tun, die hinter dem Label „Kellerwerk“ und mit ihrem Geschäft ebenerdig in der Gumpendorfer Straße 48 stehen. Dass so manches Rohmaterial ohne das Zutun der beiden im Keller verrotten würde, entspricht da schon eher der Wahrheit. Wie Afrika auf der einen und Rodeln auf der anderen Seite in das Konzept passen – das hat uns Gründervater Sascha im Regionalis-Interview erzählt.

 

Kellerwerk Kommode Upcycling

 

Upcycling – Was ist das genau?

Upcycling. Ein Begriff, den man schon einmal gehört hat. Aber was ist das genau? Und wie passt das mit Mobiliar zusammen? Schon ein Blick auf die Website von Sascha Johannik und seiner Partnerin, Romana Fürst, bringt Licht ins Dunkel: Hier findet man so manches, das eindeutig nicht direkt vom Fließband der großen Möbelfabriken gefallen ist. Zum Beispiel einen alten Koffer, der zu einem Schreibtisch umfunktioniert wurde. Oder ein Röhrenradio aus den 50ern, das mit Stoff ausgekleidet, zu einem außergewöhnlichen Wandregal mutiert. Die klassische Rodel aus Holz wird zu einer gepolsterten Sitzbank, und auch massive Kommoden aus einer anderen Zeit erstrahlen hier in moderner Gestalt. Ein Paradies für Nostalgiker, die auf die Ästhetik der Neuzeit nicht verzichten wollen. Sascha erklärt uns den handwerklichen Ansatz dahinter: „Wir bauen teils neue Möbel aus recycleten Materialien oder wir richten alte Möbel, die kaputt sind, wieder her – nur auf modern und peppig!“

 

Rodel Upcycling Kellerwerk

 

Wegwerfgesellschaft: ein Fremdwort

Wie es zu der Idee kam? Wie so oft, mischte das Leben zwei bestehende Farben im Malkasten einer Biographie zusammen, woraus etwas Neues entstand. Die Ausbildung passte ja eigentlich, denn Sascha ist gelernter Tischler. Selbst der Schwerpunkt Planung/Innenraumgestaltung war bereits gesetzt. Aber: „Das war eigentlich nicht so meins und ich wollte auch nie in der Tischlerei arbeiten. Der Gedanke, immer wieder dieselben Möbel bauen zu müssen, die meinem Geschmack nicht entsprechen, hat mir gar nicht zugesagt.“ Deshalb ging Sascha erstmal nach Afrika, um dort für eine Hilfsorganisation zu arbeiten. Hier traf er auf eine andere Mentalität: Wegschmeißen als Fremdwort. Und auf einmal wurde das Arbeiten in einer Tischlerei anderenlands, genauer genommen in Burkino Faso, interessant: „Man fährt dort nicht ins Bauhaus und kauft alles ein, was man braucht. Du musst einfach mit dem arbeiten, was du gerade findest.“

Nach zwei Jahren Afrika kehrte Sascha heim nach Wien – das Konzept des Wegschmeißens ließ er jedoch zurück.

 

 

Vom Kellerwerk zum Künstlerkreis

2011 nahm die Idee erste Formen an. In einem kleinen Keller – alles andere hätten wir auch nicht gelten lassen – begann Sascha sich erstmals auf eigene Faust an nicht mehr geliebten Möbelstücken auszutoben. Sein neues Konzept gefunden, fand er sich bald darauf in einer Gemeinschaftswerkstätte wieder und 2014 war es dann soweit: Nun mit der Freundin an Bord, öffneten sich erstmals die Pforten des eigenen Geschäfts in der Gumpendorfer Straße. Hier werden heute schon lange nicht mehr nur Möbel zum Verkauf geboten: Lampen, Taschen, Schmuck, Deko-Artikel – hier findet man für jede Dimension und jedes Geldbörsel etwas Schönes. Ein wahres Paradies für neue Raumgestaltungsideen!

 

Kellerwerkteam

 

Ein gelebtes Konzept

Sascha und Romana leben ihr Konzept. Das merkt man auch daran, dass die beiden nie ihre Anfänge vergessen. So helfen sie auch ihren Künstlerkollegen weiter: „Nachdem wir selbst die letzten drei Jahre immer Geschäfte gesucht haben, wo wir unsere Sachen präsentieren können, wissen wir, wie schwer das ist. Und da wir mittlerweile viele junge Künstler und Designer kennen, deren Sachen uns sehr, sehr gut gefallen, stellen wir nun auch ihre Sachen bei uns aus.“ Ganz nebenbei unterstützen sie auch noch ein Jugendprojekt in Afrika, deren umfunktionierte Ölfässer ihr Angebot ergänzen und ein Fairtrade Frauenprojekt auf Bali, deren Taschen aus alten LKW-Schläuchen sie nun auch den Wienern zugänglich machen.

Was sie sich im Gegenzug wünschen? „Mit unserem eigenen Geschäft haben wir bereits ein großes Ziel erreicht. Wenn wir irgendwann selbstverständlich mit Recycling-Möbel in Verbindung gebracht werden, das wäre wirklich ein großes Glück!“

Regionalis leistet gerne seinen Beitrag dazu: Denn ein umweltfreundliches Konzept, hinter dem auch noch zwei sympathische Menschen stehen, ist unserer Meinung nach mehr als unterstützenswert! Aber Achtung: Wer einmal im Kellerwerk war, weiß: Man kommt wieder! Guten Gewissens nämlich.

 

Kellerwerk Shop Wien

 

Fotocredits: Kellerwerk OG