Papiergedanken – eine neue Welt

Mo.

Mo. Nein, das ist keine neu entdeckte asiatische Geheimlehre, die Hollywood zur Trendreligion erkoren hat. Das ist der Mann, der sich Papiergedanken macht. Mit Schere, Kleber und Zeitschriften bewaffnet, zaubert der 26-Jährige phantastische Collagen, die man studieren möchte. Regionalis sprach mit dem Menschen hinter dem Papier.

 

Designer Mo Brandtner

 

Alles begann mit … Facebook

Mit Kunst hatte Mo eigentlich nie was am Hut. Weder beruflich noch privat. Aber alte Zeitschriften, Fotos und Bücher haben ihn schon früh fasziniert. Das Sammeln wurde zum Hobby. Und Fundstücke aus einer anderen Zeit sind es auch, die sein Studium begründen: Archäologie. „Das heißt, noch ein brotloser Job“, wirft der abgeklärte Kreative ein. Dabei hat er sich mittels Märkten und internationalen Kollaborationen bereits einen Namen gemacht. Begonnen hat alles jedoch recht neuzeitlich. Mit Facebook. „Da gibt es eine Community nur mit Collagen von Künstlern. Dort haben mich bald ein paar gefragt, ob ich etwas mit ihnen machen will.“ Mo wollte.

 

Collage Papiergedanken Wiener Kunst

 

Schauen, Schere, Kleber

Das Interesse für Collagen an sich kam scheinbar zufällig. Vielleicht aber auch nicht so ganz. Denn interessantes Ausgangsmaterial aus seiner Sammelleidenschaft hatte er schließlich. Alte Fotos, Postkarten aus Amerika, Zeitschriften von 1850 bis 1960. „Ich hab mich einfach mal hingesetzt und hab mir die durchgeschaut, ohne irgendeine fixe Idee im Kopf. Und irgendwann springt dich was an, das schneidest du aus und legst es mal beiseite.“ Und auch heute noch entstehen seine Geschichten durch Inspiration oder „stundenlanges Schauen“, wie es Mo nennen würde.

Logo Papiergedanken

Überlebenskünstler

Nach den ersten Kollaborationen mit Künstlern aus den USA zog Mo sein Resümee. „Da hab ich dann gesehen, dass auch Künstler mitmachen, die bekannt sind. Mit denen machst du was und wenn die ein Buch rausbringen, bist du plötzlich auch drin!“ Denn nicht der Verkauf ist es, der Mo beflügelt. Als Künstler wahrgenommen zu werden ist sein Ziel. Und von der Kunst leben zu können wäre natürlich die Kirsche auf dem Schlagobershäubchen. Von Institutionen wie der Angewandten nimmt er allerdings Abstand. „Zu eingeschränkt. Wenn dir jemand sagt, was du machen oder können musst, verlierst du deine Freiheiten.“ Und Ideen hat der junge Künstler ohnehin genug.

 

Der Zukunftsmaler Papiergedanken

 

Collagen aller Länder, vereinigt euch!

Sein eigenes, großes Projekt startete Mo mit einem ganz speziellen Ausgangsmaterial: Kleine Bildchen aus den 50er Jahren, die von einer Butterfirma produziert wurden. „Die zeigen Abenteuer auf verschiedenen Kontinenten, zum Beispiel mit Aborigines oder Columbus.“ Drei Bilder schickt er jedem teilnehmenden Künstler: Eines zur Weiterbearbeitung (eine von Mo begonnene Collage), eines, das der Künstler beginnt und Mo fertigstellt und eines, das rein dem Künstler vorbehalten ist. Klingt spannend. Und das sehen Künstler aus der ganzen Welt so, ob aus Finnland, Israel oder Australien. „So entwickelt man sich immer weiter. Jeder hat seinen eigenen Stil und dadurch entdeckt man selbst auch immer wieder etwas Neues.“

 

Brotlose Kunst?

Langweilig darf es nicht werden. Davon ist Mo überzeugt. Sonst ist man schnell wieder weg vom Fenster. Und so findet man im Onlineshop von Papiergedanken nicht nur Prints, sondern auch Spielkarten, Schmuckanhänger, Öko-Bags, Briefmarkenbögen und T-Shirts. Und mit seinem eigenen, internationalen Projekt ließe sich auch schon ein Buch füllen. „Alles nur Geldsache!“, denn an Motivation und Tatkraft fehlt es nicht, wie wir schnell merken.

Regionalis wünscht Geldsegen und wird den Künstler nicht nur auf Instagram und Facebook im Auge behalten. Denn wie Jean Paul bereits sagte: „Die Kunst ist zwar nicht das Brot, aber der Wein des Lebens.“

 

Papiergedanken T-shirt Wiener Kunst

 

Fotos freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Kevin G. Brandtner.